1888, Briefe 969–1231a
1156. An Constantin Georg Naumann in Leipzig
Turin, den 25. Nov. 1888
Geehrter Herr Verleger,
die „Götzen-Dämmerung“ gefällt mir sehr, ich fühle mich noch einmal in dem bestärkt, was ich zuletzt schrieb, daß wir die gleiche Ausstattung für das „Ecce homo“ festhalten. — Zwei sehr dumme Fehler, die, wie ich fürchte, auf meine Verantwortung resp. schlechte Augen zurückgehn p. 137 Z. 7 Agleoph statt Aglaop p. 52 Z. 5 Symptomologie statt Symptomatologie. —
Die Worte, mit denen die Schrift in dem Buchhändler-Börsenblatt anzuzeigen wäre, habe ich Herrn Köselitz überlassen, der Ihnen darüber Mittheilung machen wird. Es schadet Nichts, wenn dieselben etwas stark sind; es ist bei dieser Schrift nicht erlaubt, Recensions-Exemplare an Zeitungen zu senden.
Einige sehr klug gewählte Inserate müssen dies Mal versucht werden. — Ein sehr urteilsfähiger älterer Herr, Mitarbeiter der Hauptrevuen („Gegenwart“ „deutsche Revue“, „unsere Zeit“, auch „Bl<ätter> für litter. Unterhaltung“) Dr. Fleischmann, Justizamtmann früher, hat auf die artigste Weise mir von München aus seine Bereitheit erklärt, über den „Fall Wagner“ des Längeren zu berichten (— man hat ihn in München allgemein drum gebeten) Der Dichter Martin Greif in München hat mir zum Dank seine Werke überschickt. —
Was die Freiexemplare der Götz<en>-D<ämmerung> betrifft, so will ich 3 (von den 4 übersandten) auf mich nehmen: Ihnen bleibe dann die Versendung an folgende Adressen anheimgestellt:
Nach Basel, Schweiz:
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Herrn Oberbibliothekar Dr. Sieber
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Dem Vorstande der Basler Lesegesellschaft zu geehrten Händen.
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der Redaktion der „Basler Nachrichten“
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Herrn Karl Spitteler Gartenstraße 74
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Herrn Professor Dr. Overbeck
Nach Berlin:
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Herrn Prof. Dr. Deussen Berlin W. Kurfürstendamm 142
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Herrn Heinrich Köselitz
Nach Dresden:
- Herrn Ferdinand Avenarius Stephanienstr. 1.
Nach Danzig:
- Herrn Dr. Carl Fuchs
Nach St. Petersburg:
- Monsieur le Prince Urussow Sergiewskaia 79.
Wenn es Ihnen möglich wäre, mir für den „Fall Wagner“ baldigst mein conto einzuhändigen, so würde ich Ihnen verpflichtet sein.
Herr E. W. Fritzsch hat eine haarsträubende Taktlosigkeit gegen mich verübt und einer alten Gans erlaubt, mich in der armselig persönlichsten Weise in seinem eignen Blatt zu verhöhnen. Darauf habe ich Fritzsch angefragt, wieviel er für meine ganze Litteratur haben wolle, — es sei mir nicht erlaubt, dieselbe in solchen Händen zu lassen. Die Antwort liegt bei. Aufrichtig, ich verstehe sie nicht. Es scheint mir, er will 10 000 Thaler haben
Hochachtungsvoll Ihr
Prof. Dr. Nietzsche
Sobald „Ecce homo“ gewirkt hat — es wird ein Erstaunen ohne Gleichen hervorrufen — thue ich die bereits erwogenen Schritte, um Übersetzungen der „Umwerthung“ in 7 Hauptsprachen durch lauter ausgezeichnete Schriftsteller Europas vorzubereiten. Das Werk soll zugleich in allen Sprachen erscheinen. —
NB. Ich sehe einer schwedischen Übersetzung der „Götzen-Dämmerung“ entgegen
Aufrichtig, ich möchte meine Schr<ifte>n weg von Fritzsch. In zwei Jahren ha<be>n sie einen vertausendfachten Werth. An meinem „Zarathustra“ allein kann man Millionär werden: es ist das entscheidendste Werk, das es giebt.