1888, Briefe 969–1231a
1089. An Constantin Georg Naumann in Leipzig
<Sils-Maria,> Sonntag, <12. August 1888>
Geehrtester Herr Verleger,
eben traf wieder der Correkturbogen ein — die zwei „Nachschriften“ enthaltend. Inzwischen sandte ich noch ein Stück Manuscript: wir wollen das Stück unter dem Titel Epilog auf der neuen Seite (53) anfangen lassen. Zu ihm habe ich heute morgen noch ein paar sehr substantielle Schlußworte geschrieben, die der Schrift eine bedeutende Rückbeziehung auf meine letztveröffentlichte Schrift geben. Ich bitte um Entschuldigung, daß das Manuscript so bruchstückweise in Ihre Hände gelangt: wüßten Sie, unter was für unglaublichen Verhältnissen ich diesen Sommer hier oben zubringe, so würden Sie mir gewiß Genugthuung wiederfahren lassen. Die Sache, um die es sich in dieser Schrift handelt, ist verantwortlich und schwer genug: ich will absolut mit mir selbst dabei zufrieden sein — und daraus erklärt sich, daß ich immer noch einen Zusatz mache. Ich will nicht nöthig haben, auf dieses ganze Problem zurückzukommen: deshalb habe ich Tag und Nacht jetzt über dasselbe nachgedacht, um alle wesentlichen Punkte desselben zu finden. — Erst seit 3 Tagen ist das Wetter gut; vorher war es winterlich im schlimmsten Sinne. Immer krank!…
Für die Correktur des Vorworts gilt absolut der von mir und Herrn Köselitz festgestellte Text auf dem übersandten Correktur-Bogen: doch bat ich darum, daß eine letzte Revision noch von Herrn K<öselitz> vorgenommen wird.
Auf dem Umschlag wollen wir die Worte ridendo dicere severum weglassen, nachdem dieselben auf dem Blatt, wo die Worte Turiner Brief stehen, eine schicklichere Stelle gefunden haben. —
Der Umschlag, wo Alles grün ist, Worte und Papier, gefällt mir sehr. Es bleibt dabei. — Das Papier ist auch schön stark. —
Auch Ihre Vorschläge in Betreff der Zahl der Exemplare und der Bezeichnung der letzten 500 als zweite Auflage haben meinen vollen Beifall. — Preis ebenfalls.
Nach Ihren Worten schließe ich, daß der erste Bogen noch nicht gedruckt ist? In diesem Falle wird also die kleine Veränderung auf S. 7 noch gemacht worden sein? nämlich an Stelle der drei Verszeilen diese anderen:
„das kann ich dir nicht sagen,
und was du frägst,
das kannst du nie erfahren.“
Der kleine Entwurf für das Buchhändler-Börsenblatt darf natürlich in jedem Sinn und in jedem Worte verändert werden: Vielleicht gefällt Ihnen der Ausdruck „geniales Pamphlet“ nicht; oder die Sache mit den „Hörnern“; machen Sie, bitte, nach Gutdünken! Hier fehlt mir alle Erfahrung in Bezug auf das, was erlaubt und was nützlich ist. —
Mit den besten Wünschen für das gute Gelingen unsrer Unternehmung
Ihr ergebenster Dr. Nietzsche