1883, Briefe 367–478
417. An Ernst Schmeitzner in Chemnitz
<Rom, Mitte Mai 1883>
Werthester Herr Verleger
für Ihre Sendung und noch mehr für Ihre letzte Karte meinen aufrichtigen Dank: ich freute mich über alles eigentlich Persönliche, was letzte Karte enthielt und denke nunmehr, daß Sie auf Ihrer Bahn sind. Vielleicht daß Sie eben damit auch über die „Verlegenheiten des Verlegers“ hinaus kommen oder hinaus sind. —
Von Zarathustra höre ich kein Wort. Unbegreiflich! Lebt er noch? Oder haben Teubners ihn zuletzt noch umgebracht, etwa um seiner „starken Ausdrücke“ willen?
In der Sendung französischen Geldes lag einiger Humor für mich, erstens, weil ich inzwischen nicht nach Frankreich, sondern nach Rom gereist bin: woran ich damals, als ich Ihnen schrieb, noch nicht dachte. Und zweitens weil Sie mich nun gerade zu dem nöthigen, was ich mir ersparen wollte — nämlich: zu einem Banquier zu gehen. Das ist mir nämlich, bei der Schwäche meiner Augen und der gänzlichen Unerfahrenheit in Geldsachen, das Gräßlichste: und man betrügt mich ganz regelmäßig, oder ich lasse Geld liegen — kurz, ich komme schlimm dabei und davon weg.
Nichts für ungut! Ich erzähle es Ihnen nur, damit Sie etwas zu lachen haben.
Adresse nach wie vor: Roma, piazza Barberini 56 ultimo piano
Mit ergebenstem Gruße, auch von Seiten meiner Schwester
Nietzsche