1886, Briefe 655–784
755. An Ernst Wilhelm Fritzsch in Leipzig
Sils-Maria 24. Sept. 1886.
Werthester Herr Verleger,
inzwischen wird der durchcorrigirte Bogen (mit dem Vermerk „Vorausgesetzt“) Ihnen gezeigt haben, daß ich von selbst auf die Vermuthung gekommen bin, es möchte sich hier nur um ein Mißverständniß zwischen Verleger und Drucker handeln. Also Versöhnung mit der Officin Röder, vorausgesetzt, wie gesagt, daß diese Vorrede genau nach dem Maaßstabe der 2 anderen hergestellt wird. —
Ich bin auf der Abreise. Meine Adresse ist für die nächste Zeit:
Genova (Italia) poste restante. Um Verwechselungen zu verhüten, empfehle ich auf allen Adressen den Namen Nietzsche zu unterstreichen (die italiänischen Postbeamten wissen bei deutschen Adressen oft nicht, was Hauptname und Vorname ist, da die Italiäner die Gewohnheit haben, den Vornamen nachzusetzen)
In Betreff der von Ihnen vorgelegten Alternative würde ich sehr befürworten, die drei Werke als nova für Rechnung auf 1887 zu versenden — also erst im Dezember! Inzwischen nämlich wird mein letzthin herausgegebenes „Jenseits“ die Aufmerksamkeit hinreichend auf meinen Namen lenken und dient insofern als „Appetitmacher“ und Stomachicum für meine Art von Litteratur (— die nicht zur „leichten“ gehört! —)
— Der „Bund“ hatte zwei Artikel über das genannte Werk unter dem Titel: Nietzsches gefährliches Buch. Der Anfang lautete: „Jene Wagen, welche den zum Bau der Gotthardbahn nöthigen Dynamit an Ort und Stelle zu bringen hatten, trugen eine schwarze, auf Todesgefahr deutende Flagge...“ Der ganze Aufsatz war ein Muster von unfreiwilliger Reklame. —
Haben Sie die Gefälligkeit, mir von jedem der drei Werke ein fertiges Exemplar zu senden, sobald es fertige Exemplare giebt. Und, wie gesagt, nach Genova, poste restante.
Ihr ergebenster
Prof. Dr. Nietzsche