1886, Briefe 655–784
747. An Heinrich Köselitz in München
Sils-Maria, 13 Sept. 1886.
Lieber Freund,
meinen besten Gruß und Dank voran! — Anbei die Bitte, noch die allerletzte (zweite) Revision der Vorrede zum zweiten Bande zu übernehmen. Es sind drei Stücke Manuscript zum Einschieben an Fritzsch abgesandt; ebenfalls die Aufforderung, Ihnen nunmehr Alles zu überlassen. Sie lesen ja meine Schrift so gut wie ich vielleicht nicht. — Schreiben Sie darüber: druckfertig H. K.
Es liegt mir etwas an dieser zweiten Vorrede. Um den ewigen Mißverständnissen in Bezug auf meinen Bruch mit R. W<agner> ein Ende zu machen, habe ich mich entschlossen, die Hauptsache deutlich zu sagen. Es ist freilich damit etwas gewagt. — Übrigens bin ich heil-froh, auf diese schreckliche und lebensgefährliche Wendung als auf ein „Hinter-mir“ blicken zu können. Im Handumdrehen hätte ich daran zu Grunde gehn können; ich bin nicht grob genug dazu, um mich von Menschen trennen zu können, die ich geliebt habe. Aber es ist geschehn: und ich lebe noch. —
Ein Wort hierher, wenn Alles fertig ist: gesetzt, ich reise ab, so folgt mir Alles unverzüglich nach. Wohin? —
Treulich Ihr Freund N.
— Ist es nicht ein Meisterstück und Kunstgriff, wie ich den Fritzsch zur Herausgabe der 2 Bände Menschl<iches> AIlzu<menschliches> gebracht habe? Ich meine, es wird sein Vortheil sein. (Mir scheint es eine Erlösung.)