1886, Briefe 655–784
718. An Ernst Wilhelm Fritzsch in Leipzig
Sils-Maria, Oberengadin, Schweiz Montag 5. Juli 1886.
Lieber und werther Herr,
es versteht sich von selbst, daß ich gegen alle Annäherungs-Versuche des Schm<eitzner> unzugänglich bin: er hat mir beifolgenden Brief geschickt, insgleichen ein Telegram<m> desselben Inhalts. Wie er auf den absurden Gedanken gekommen ist, daß ich selbst meine Bücher zurückkaufen soll, weiß ich nicht: was er von einem Angebot von 1000 M. Ihnen gesagt hat, ist vollständig erdichtet. — Bis jetzt habe ich natürlich geschwiegen: falls Sie es wünschen sollten, daß ich ihm es noch einmal schriftlich gebe, wie ungereimt sein Vorschlag mir vorkommt, so stehe ich Ihnen damit zu Diensten. —
Im vorigen Herbst hatte ich in der Voraussetzung, daß es nur noch einen ganz kleinen Rest von „Menschl<iches> Allzumenschl<iches>“ gebe, bei ihm angefragt, was er dafür wolle. Darauf erfuhr ich die erhebliche Zahl der vorhandenen Exemplare, — er wollte sie mir für 2500 M. ablassen: womit unsre Verhandlung zu Ende war. Credner war es (nicht ein „Freund“) der daran gedacht hatte, die Restexemplare aufzukaufen und eine neue Auflage zu veranstalten. Dies unter uns.
Es wäre mir ein großer Stein vom Herzen, wenn meine Litteratur erst glücklich in Ihren Hafen eingeschifft ist! Hoffentlich können Sie mich baldig mit dieser Nachricht beglücken.
Mit herzlichem Gruß
Ihr
ergebenster
Prof Dr Friedrich Nietzsche
NB. Vergleichen Sie einmal die Ziffern der Exemplare mit der Ihnen gegebnen Liste. Es scheint mir nicht Alles zu stimmen.
NB. Ich erzählte Ihnen, daß jener Erlecke von mir Geld haben wollte — und daß, als ich mich erkundigt hatte, wer das sei, ich [+ + +] gen. F. N.