1872, Briefe 183–286
278. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel, 9. Dezember 1872>Montag.
Hier, meine liebe Mutter, mein<en> besten Dank für Deinen Brief, insgleichen für die Einlage von Lisbeth. Es ist alles in Ordnung und recht so: wenn ich gleich noch nicht bestimmt weiß, ob ich Weihnachten reisen kann. Doch hoffe ich darauf.
Ist eine ceinture und eine Schärpe dasselbe? Dies habe ich angenommen. Denn ich kann mir gar nichts bei einer „Schärpe“ denken. Oder soll es „Schürze“ heißen?
Hier folgt das Bild von Olga Herzen mit der Bitte an Lisbeth, ihre Photographie als Gegengabe, dem Versprechen gemäß, nach Florenz zu schicken. Aber sie hat jetzt keine Photographien, nicht wahr? Sehr schönen Brief von Frl. v. Meysenbug, nebst ihrer Photographie an mich — ich schicke sie auch mit, aber sie gehört mir. Nein, ich schicke sie nicht mit, der Brief wird zu schwer. Eben habe ich mein Bild gesehn — wilder denn je! Wenig ergötzlich. Aber sehr kräftig.
Mit Wagners habe ich herrliche Tage in Straßburg verlebt, wo wir zu einem rendezvous zusammengekommen waren, von Freitag bis Sonntag. Wir wohnten zusammen in Hotel ville de Paris.
Hier habe ich einen Ball bei La roche’s mitgemacht und Einladungen von Vischers im blauen Hause, Turneysens Gemuseus, Immermann’s, Burckhardt-Heuslers gehabt.
Gustav Krug hatte die schöne Gefälligkeit und Gewogenheit, mir sein Quartett in trefflicher Abschrift zuzuschicken. Ich habe es Wagner’s übermittelt: wenn sie, in der Weihnachtszeit, nach Bayreuth zurückkommen, soll es vorgenommen werden, wie sie mir schreiben.
Nun adieu für heute, es ist ein flüchtiges Briefchen, aber belastet von sehr guten und handfesten Grüßen — alles zusammen doch recht schwer, der Photographie mit eingerechnet.
Herzlichst Euer oder
Dein
Fritz.