1872, Briefe 183–286
193. An Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel,> Montag. <29. Januar 1872>
Meine liebe Lisbeth,
was hast Du denn für den Geburtstag unserer Mutter, am 2 Febr. beschlossen? Ich muß Dich durchaus bitten, etwas Hübsches auch für mich auszudenken; mir fehlt es an allen Einfällen. Auch habe ich soviel zu thun. — Mein Brief zu diesem Tage soll am Mittwoch abgehn, um am Freitag einzutreffen.
Habt Ihr denn meine Sendung bekommen? Und das Buch weiter addressirt? — Versuche nur immer wieder, Dich in das Buch hinein zu leben: wenn es gelingt, so hast Du etwas Unvergleichliches davon. — Gustav hat nun auch das Exemplar? — Ich habe nur noch eins für mich; das kann ich nun nicht mehr fortgeben. Unter den guten Bekannten, die Exemplare von mir bekommen haben und, wie ich höre, für die Verbreitung des Buches emsige Sorge tragen, ist Frau von Moukhanoff, dann die Ministerin von Schleinitz in Berlin, Franz Liszt in Pest, Hr v. Bülow, Gersdorff und der treffliche Leopold Rau, der die Vignette gemacht hat, Hr v. Treitzschke, Ritschl, Frau Brockhaus, hier Overbeck, Jacob Burckhardt (ganz begeistert) der alte Vischer, die junge Frau Vischer, dann natürlich Romundt, Rohde, auch Deussen (der wieder dummes Zeug gemacht hat!) usw.
Gestern war ich in unserm Casinoconcert und habe Frau Bachofen begleitet, deren Mann krank ist. Morgens bekam ich den Besuch von Binding aus Freiburg (der nun nach Straßburg übersiedelt) und von Liebermeister aus Tübingen.
Vorgestern Abend waren wir bei Hoffmanns — Herrengesellschaft. Eben erhalte ich eine Einladung zu Burckhardt-Heusslers. — Hartmann geht Ostern fort nach Freiburg, Schulz im Herbst nach Straßburg. — Habe ich schon geschrieben, daß, wie ich neulich nach Tribschen reiste, ich mit dem auch Dir gut bekannten Fräulein Brüstlein fuhr, die jetzt Frau Brüstlein ist, verheirathet mit einem Vetter in Lyon. Es war das erste Stück ihrer Hochzeitreise: sie erkundigte sich sehr nach Dir. — Das junge Vischersche Ehepaar ist auf dem Wege nach Rom.
Nun da hast Du wieder einen Klatschbasenbrief! Herzliche Grüße an unsre liebe Mutter und Vertretung, wie gesagt, am Geburtstage. Sorge doch recht für Hyacinthen.
Dein Bruder
FN.