1872, Briefe 183–286
271. An Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel,> 7 Nov. 72.
Liebe Lisbeth,
Prof. His wohnt in Leipzig Ecke der Salomon- und Dresdener Straße, in einem großen neuen Hause: genaueres weiß ich nicht, aber dies reicht doch aus, nicht wahr?
Herzlichen Dank für alle Mittheilungen und Übereinstimmung meinerseits, auch in Bezug auf (Musikalienhandlung von Herrn K. Ferd. Heckel in Mannheim) Also die Rohdesche Schrift macht Aufsehen? Ich glaub’s. Er läßt Dir übrigens schönstens für die Beendigung des Briefes vor der Reise danken.
Die Übersetzerin Gräfin D<iodati> hat wieder etwas verlauten lassen, ich will ihr nächstens mein Bild schicken. Man will Ritschl in Leipzig ein Album machen, also muß ich mich photographiren lassen. Auch unsre gute Mutter soll ein Bild bekommen.
Morgen wird Romundt seine Antrittsrede halten. Er hat auch für alle drei von ihm angekündigten Vorlesungen Studenten.
In der dritten Woche des November bekomme ich auf 8 Tage den Besuch Wagners und Frau.
Vorigen Dienstag war ich bei Frau Sarasin Brunner in hübscher Abendgesellschaft, allgemeine Erkundigung nach Dir und Hoffnung Deines Wiederkommens.
Frau Margreth läßt schönstens grüßen, sie schickte neulich Deine Hinterlassenschaften, auch der kleine Junge kam mit, um Grüße an Dich aufzutragen. Er rufe sehr oft zu Hause nach „Fräulein N.“
Sonntag bin ich Mittags bei Bachofens, die außerordentlich herzlich sich bezeigen. Dann bin ich zu einem Ball bei La Roche Burckhardt’s eingeladen dh. nicht zu den La Roches die Du kennst sondern zu den andern.
Auch Frl. Kästner hat mich zu einer Mittagsgesellschaft altmodisch-zierlich invitiert.
Über die 4 von Dir gekauften Exemplare habe ich mich sehr gefreut — ein treffliches Beispiel! In Schulpforte mag die Schrift nun auch ihre Wirkung thun. Gersdorff schrieb „freudetaumelnd“; er kommt Ende Dezember hierher.
Hoffen wir auf Weihnachten! Ich will mich bemühen, daß ziemlich 2 Wochen herauskommen. Aber es ist nicht leicht.
Grüße unsere liebe Mutter herzlich und nimm selbst den besten Dank für Brief und Wünsche.
Dein Bruder
Der arme Gustav, den ich sträflich lang warten ließ, erhält heute seine Noten. Entschuldige und beschwichtige — Übrigens ist er ein ausgezeichneter Musiker.