1872, Briefe 183–286
223. An Erwin Rohde in Kiel
Basel 27 Mai 72.
Freund, Freund, Freund, was hast Du gemacht! So ein E. R. ist nicht zum zweiten Male zu erleben. Ich tauchte, ohne diese Buchstaben zu sehen, langsam, immer erstaunter lesend, in den Bayreuther Empfindungsabgrund und endlich höre ich, dass die Stimme die so feierlich und tief tönt, die des Freundes ist. Ach liebster Freund, das hast Du mir gethan!
Ich schreibe nächtlings und eilig, um Dich zu bitten, dass ich mir von dieser Deiner herrlichen! Anzeige einen Abdruck machen darf, schön und üppig, Du sollst zufrieden sein, Papier und Druck wie bei meiner Schrift. Dann darf ich doch wohl Exemplare nach Belieben an unsere Freunde versenden, wie ich es früher (bei „Socrates und Tragödie“) gethan habe? Wie geht Dirs? Unglaublich, nicht wahr?
Ich zerschmelze. Kampf, Kampf Kampf! Ich brauche den Krieg.
Lebwohl, mein Freund!
Mein Freund!
Friedrich N.