1872, Briefe 183–286
186. An Carl von Gersdorff in Berlin
<Basel, 10. Januar 1872>
Für Alles, mein treuer lieber Freund, was Du mir schreibst, herzlichen Dank. Heute erzähle ich Dir ganz kurz das Erfreulichste, nämlich den Eindruck, den das Buch in Tribschen gemacht hat. Wagner schrieb mir: „Schöneres als Ihr Buch habe ich noch nichts gelesen! Alles ist herrlich! Nun schreibe ich Ihnen schnell, weil die Lektüre mich übermäßig aufregt und ich erst Vernunft abwarten muß, um es ordentlich zu lesen.“ Darauf noch einiges so Rührende, daß ich es nicht wiedergeben kann.
Das wird Dich baß erfreuen, nicht wahr? Bitte schreibe mir doch die genaue Adresse der Frau von Schleinitz auf, auch die Anrede, deren man sich im Briefe an sie zu bedienen hätte. (In diesen Tagen schreibe ich, auf W’s ganz besondere Bitte, an den König von Baiern einen längeren Brief: es muß jeder von uns zusehen, wie er dem großen Baireuther Unternehmen am besten dient)
Ich selbst bin unwohl, muß mediziniren, hungern etc. Man erlebt so viel! Jeder Tag bringt etwas Ungewöhnliches!
Treu gesinnt
Dein alter Freund
FN.
Schöne Grüße an Rau und Krüger.