1885, Briefe 568–654
642. An Franziska Nietzsche in Schkortleben bei Weissenfels (Postkarte)
<Florenz, 7. November 1885>
Meine liebe gute Mutter, einen Gruß aus Florenz, wo es trübe und regnerisch und ganz und gar nicht in der Art der riviera ist. Übermorgen ziehn wir (d. h. Hr. Lanzky und ich) uns in die Wald- und Berg- und Klostereinsamkeit von Vallombrosa zurück, es ist gar nicht weit. Man macht mir dort das beste Zimmer zurecht; Stille werden wir haben, der Ort ist berühmt, Dante und Milton haben ihn verherrlicht, letzterer in der Schilderung des Paradieses. Jetzt ist darin eine große Forstlehranstalt; abgesehn und abseits von dem Hôtel, wo wir Zwei wohnen werden. Höhe circa 3000 Fuß, also frische Luft, gelegentlich Schnee. — Die Reise war eine schreckliche Strapatze; ich mußte zualledem noch die Sorge für eine alte Pfarrers-Wittwe und Tochter übernehmen, welche mit großem Muthe und völliger Unwissenheit sich „nach dem Süden“ aufgemacht hatten. Jetzt habe ich sie glücklich untergebracht, sie waren ganz hülflos. — Wie schön war es, daß Du bei meiner Abreise bei mir warst! Allerschönsten Dank!
F.