1885, Briefe 568–654
628. An Franziska Nietzsche und Elisabeth Förster in Naumburg (Entwurf)
<Sils-Maria, vermutlich Anfang September 1885>
Meine Lieben, ich kann nicht Alles sagen, noch weniger schreiben: und ich denke, Ihr wißt, daß ich mich ungefähr in die bescheidene Attitüde eines „leidenden Gelehrten“ „der um seiner Gesundheit willen im Süden oder im Engadin lebt“, zu schicken weiß. Es hat seine guten Gründe, weshalb mir Menschen fehlen, die zu mir gehören; und es wäre für einen Philosophen lächerlich, wenn er es anders verlangen wollte. Trotzdem es stirbt die Sehnsucht nicht in mir aus, daß der außerordentliche Glücksfall sich doch noch einmal ereignet; es ist höchst schauerlich, solchermaaßen allein zu sein. Mißversteht mich nicht: Das Letzte, was ich wünschte, ist „Ruhm“ und „Zeitungslärm“ und „Schüler-Veneration“; ich habe es zu sehr aus der Nähe gesehn, was dergleichen heute zu bedeuten hat. Ich würde mich mitten darin noch einsamer fühlen als schon jetzt und vielleicht in der Menschenverachtung noch erschrecklich zunehmen.
— — — aber es geht nicht, — und es ist für uns Alle besser so. Ich kann jetzt keinen solchen Abschied nehmen. Da mir das Lama [—] davon will, so ist es besser — — —