1881, Briefe 74–184
95. An Heinrich Köselitz in Venedig (Postkarte)
<Genua, 21. März 1881>
Ich bin so glücklich, lieber Freund, hier ein paar Büchlein Ihnen schicken zu können, die wie für Sie gerade geschrieben scheinen; wenigstens weiß ich Niemanden, der mehr Nutzen aus ihnen ziehn könnte. Es ist der Theil der musikalischen Aesthetik, der uns jetzt in Deutschland vorenthalten wird. — Und dann: wo findet sich ein zweiter Ohrenzeuge wieder, der zugleich auch so sehr Augenzeuge und mehr noch ist! — Er kennt den alten Haydn persönlich — und was weiß er zu erzählen! Einen herzlichen Gruß und Dank an Gersdorff! Denkt er wirklich daran, mich zu begleiten? — Herr Oschatz soll einige Versuchs-Titel mehr fabriziren, und Sie werden den erträglichsten auswählen — mehr wünsche ich nicht. Sie waren das letzte Mal (beim „Wanderer“) so ärgerlich über den Ungeschmack: ich hatte bei der Anregung dieses Thema’s nur den Wunsch, Ihnen diesen Ärger diesmal zu ersparen (ich selber nämlich war gar nicht unzufrieden: es ist zum Lachen!)
Mein Kopfschmerz hat 6 Tage diesmal gedauert! —
Treulich Ihr Freund.