1881, Briefe 74–184
110. An Franz Overbeck in Basel (Postkarte)
<Recoaro, 18. Mai 1881>
Nur ein Wort des Dankes, mein lieber Freund, für die Besorgung des „grünen Heinrich“, er soll mir eine rechte Sommerfreude werden. Wenn Du mein nächstes Gehalts-Quartal an Schmeitzner sendest, bringe dies Buch, bitte, in Verrechnung. — Mein Befinden ist schlecht. Der Druck wird sich viel<leicht> noch über 2 Monate hinschleppen. — Nun aber noch eine frohe, sehr frohe Botschaft: unser Freund K<öselitz> ist ein Musiker ersten Ranges, sein Werk von einem neuen und eigenen Zauber der Schönheit, in dem Keiner der Lebenden ihm gleichkommt. Heiterkeit, Anmuth, Innigkeit, ein großer Bogen der Empfindung, von der harmlosen Lustigkeit hinauf bis zur unschuldigen Erhabenheit: dabei eine technische Vollkommenheit und Feinheit der Ansprüche an sich selbst, die mir, in diesem groben Jahrhundert, unsäglich erquickend vorkommt. Zu alledem: es giebt eine Verwandtschaft zwischen dieser Musik und meiner Philosophie: letztere hat die wohltönendste Fürsprecherin gefunden! —