1881, Briefe 74–184
77. An Heinrich Köselitz in Venedig (Postkarte)
<Genua, 25. Januar 1881>
Lieber Freund, so lasse ich denn mein Genueser Schiff an Sie ablaufen! Der Winter ist hart geworden, seitdem hat sich meine Gesundheit zum Schlimmen gewendet — ich bin glücklich, nichts mehr mit dem Manuscript zu thun zu haben. — Nun heißt es wieder: „Freund, in Ihre Hände befehle ich meinen Geist!“ und noch mehr: „in Ihren Geist befehle ich meine Hände!“ Ich schreibe zu schlecht und sehe alles krumm. Wenn Sie nicht errathen, was ich denke, so ist das Manuscript unentzifferbar. (Mit großem Ergötzen sehe ich aber aus Ihren beiden letzten Briefen, in welcher Nachbarschaft unsere Gedanken laufen — leider kann ich nicht antworten wie ich möchte, verzeihen Sie es mir!) — Nun will ich sehen, ob sich das „Leben“ wieder erhalten läßt; ich habe doch meine Aufgabe gelöst und denke mit gutem Gewissen an das Kommende — wie es nun auch kommt! Daß so viel Schmerz mir bescheert wird! Alberne Oekonomie meines Leibes! Mag es Ihnen nur im Leibe und im Herzen gut gehen, mein guter lieber Köselitz!
Treulich F.N.
Bitte um Antwort: poste restante!