1881, Briefe 74–184
114. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Recoaro, 11. Juni 1881>
Meine Lieben, in ein Paar Wochen kommt mein Buch zu Euch. Seht es freundlich von außen an: so sieht das Wesen aus, das unsern nicht zu schönen Namen unsterblich machen wird! Aber ich bitte Euch von ganzem Herzen, es nicht zu lesen und es Niemandem zu leihen. Es bleibt dabei? — Herr Maler Rascowich ist in der größten Noth! Freund Köselitz (der selbst so wenig hat, und im letzten Jahre ein paar hundert frs. daran gewendet hat, Hrn. R<ascowich> vom Verhungern zu retten) schreibt mir heute, daß Frau v. Wöhrmann noch mit fünf Monaten Honorar für den Zeichenunterricht, den das Töchterchen bei Herrn R<ascowich> erhält, im Rückstande ist. Nun gehört unser Maler zu den delikaten Naturen, welche eher zu Grunde gehen als eine Rechnung einreichen. Erfindet doch ein feines Mittel, und schnellstens, um der lieben Frau v. W<öhrmann> das Gedächtniß in diesem Punkte zu schärfen. — Mein Befinden fort und fort miserabel, aber die Correctur hält mich fest. In Liebe
F.