1881, Briefe 74–184
75. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Genua, 8. Januar 1881>
Meine Lieben, Eure Briefe machten den Schluß des Jahres schön, es gab auch sonst blaues warmes Wetter zum Abschied. Inzwischen ist das neue Jahr etwas strenger aufgetreten, doch kann ich nicht sagen, daß ich bisher den Ofen wirklich vermißt hätte, bei meiner Art zu leben und zu wandern. An den ferneren Bergen der Küste ist der Schnee auf den Spitzen. Wir hatten drei bis vier Tage Regenwetter (Novemberwetter) Wenn die Sonne scheint, gehe ich immer auf einen einsamen Felsen am Meer und liege dort im Freien unter meinem Sonnenschirm still, wie eine Eidechse; das hat mehrere Male meinem Kopfe wieder aufgeholfen. Meer und reiner Himmel! Was habe ich mich früher gequält! Täglich wasche ich den ganzen Körper und namentlich den ganzen Kopf, nebst starkem Frottiren. — Meinen schönsten Dank und herzlichstes Bedauern über Geschenk und Mißgeschick desselben! Möge Freude und Zufriedenheit um Euch sein!
In herzlicher Liebe
Euer F.