1881, Briefe 74–184
145. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Sils-Maria, 2. September 1881>
Den schönsten Dank, meine Guten Lieben — aber das war mein Geburtstagspaket! Da Ihr mir schriebt, eins schicken zu wollen, hatte ich Euch ja daraufhin meinen Wunschzettel geschickt. Alles ist recht und zum Theil schon im Gebrauch und im Verbrauch. Nun noch c. 3 Wochen, dann ist es wieder hier vorbei, am 26ten d. M. Abreise nach Genua. Das Wetter war in summa die ärgste Enttäuschung, die das Engadin mir machen konnte — und mir äußerst nachtheilig. Seit der letzten Karte war mein Zustand mir besorgnißerregend, der Kopfschmerz permanent, alle Speisen unmöglich. Draußen tiefer Schnee-Winter, oder Stürme, Gewitter, Regentage, alles wild durcheinander. Jetzt versuche ich eine Milchkur (der gute Rath des guten Lama kam genau zur Stunde, als ich das Milchtrinken anfieng) Rée schrieb, er und seine Mutter würden „in einigen Wochen“ reisefertig sein — aufrichtig, ich bin wenig zum Besuchempfangen mit meiner Gesundheit eingerichtet. Sonst — meine „Gedanken“ würden jetzt nicht mehr gestört werden! — ich habe gar keine mehr! Es ist Verfall. — Neulich fiel mir Frau Pastor Harseim ein, ich habe ihr als Knabe eine „heroische Handlungsweise“ zugetraut, sie war die erste Frau dieser Gattung, die ich kennen lernte. Ich freue mich über ihre Freude. — Schreibt mir Gutes und Beruhigendes über Gesundheit — es ist genug, daß Einer von uns Sorge macht!
In Liebe F.