1881, Briefe 74–184
129. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Sils-Maria, 19. Juli 1881>
Meine liebe Mutter und Schwester, allen Euren guten Briefen folgt nun auch die gute Wurst nach, leider zerbrochen und durch die große Hitze etwas ausgedörrt (Ich würde vorschlagen, derlei Langes zwischen 2 glatte Hölzer zu packen) Die andern gewünschten Sachen schickt jetzt noch nicht — später, wenn vielleicht wieder einmal eine schöne Wurst mitzuschicken ist (und ebenso, zum Vorrath, für 5 Sgr. „abführende Pillen“ aus der Tuchenschen (Herrenstr.) Apotheke; die italiänischen thun mir nicht so gut; hier habe ich dergleichen nicht nöthig oder doch nur nach den Anfällen)
Bis jetzt 4 zwei- bis dreitägige Anfälle (mit langem Erbrechen: jedesmal Gewitter im Spiel oder Gewitterwolken) heute bin ich sehr matt, aber froh — der vierte ist eben vorüber.
Es ist für die Engadiner Begriffe unsäglich heiß. Wo bleiben die erbetenen Bücher? Wie sieht denn mein Buch aus? Mein Verleger, gegen mich taktlos und nachlässig — ich bin seiner müde und er vielleicht meiner — beehrt mich nicht mit einem Exemplar. Von Herzen Eurer gedenkend
F.
Adresse nunmehr: Sils (Engadin, Schweiz)