1884, Briefe 479–567
492. An Ferdinand Laban in Berlin
<Nizza, Anfang März 1884>
Mein werther Herr Doctor,
Gestern fiel mir ein, daß ich seit vorigem Frühjahr Nichts von Ihnen gehört habe, nicht einmal, daß die damals an Sie abgesandte Photographie wirklich in Ihre Hände und vor Ihre Augen gelangt ist. Dabei kamen mir besorgliche Gedanken, ich argwöhnte, Sie möchten krank sein — und in der That, aus Allem, was Sie geschrieben haben, empfindet (athmet man gleichsam) die Nähe einer sehr zarten, sehr leidensfähigen Organisation.
Sagen Sie ein Wort zu meiner Beruhigung. Ich träume davon, daß ich in nicht ferner Zeit irgendwo im Süden, am Meere, auf einer Insel, umgeben von den zutrauenswürdigsten Freunden und Arbeits-Genossen leben werde; — und in diesen stillen convent habe ich auch wohl Sie mit hineingedacht. —
Von „Also sprach Zarathustra“ — (meinem „Manifeste“); sind die beiden ersten Theile im vorigen Jahre erschienen. Am dritten und letzten Theile wird bereits gedruckt.
Meine Adresse ist zunächst noch: Nizza (France) pension de Genève, petite rue St. Etienne.
Mit den allerbesten Wünschen Ihr
Nietzsche.