1869, Briefe 1–633
629. An Wilhelm Vischer (-Heusler) in Basel
Naumburg a/S. 24 März 1869.
Sehr geehrter Herr Professor,
Kiessling, mit dem ich in diesen Tagen in Leipzig zusammengetroffen bin, hat mir gerathen, mich brieflich an Sie betreffs meiner Wohnung zu wenden. Darum schreibe ich heute, natürlich mit dem Vorbemerk, daß ich Ihnen von Herzen für jeden Schritt dankbar bin, den Sie in dieser Angelegenheit für mich thun.
Ich bin also Willens, nach Verabredung mit Kiessling, vom ersten Juli ab zu der ehemaligen Wirthin K<iessling>’s, Frau Vogler zu ziehen, insgleichen Schreibtisch und Bücherbrett — als welche Dinge K<iessling> in usum Delphinorum hinterlassen hat — zu übernehmen. Diese meine zukünftige Wohnung ist so viel ich weiß jetzt vermiethet; wenn die Vogler aber von meiner bestimmten Absicht erfährt, so will sie den jetzigen Miethern kündigen.
Jedenfalls also brauche ich eine provisorische Wohnung für die ersten drei Monate. Nun ist es meine Absicht, um die Mitte des nächsten Monates in Basel einzutreffen, und ich rechne, daß es nicht zu spät sein wird, wenn ich mich erst dann nach jenem Provisorium umsehe. Vielleicht darf ich mir dann erlauben, Ihre Unterstützung und Ihren Rath in dieser Angelegenheit mir abzubitten; inzwischen aber würden Sie mich sehr verpflichten, wenn Sie der Vogler eine gelegentliche Notiz über meine Absicht zukommen ließen.
Mit der Bitte Ihrem Herrn Vater bestens empfohlen zu werden
bin ich
Ihr ergebenster
F Nietzsche