1882, Briefe 185–366
260. An Elisabeth Nietzsche in Naumburg
Mittwoch <Tautenburg, 5. Juli 1882>
Meine liebe Schwester, nun, ich will nur nicht aus der Haut fahren, aus Verdruß über die Post.
Also: ich schrieb Sonntags nach Ankunft des Naumburger Pakets sofort an Dich; auch an unsre Mutter eine Karte, ich war Euch so dankbar! Montag morgen mußte mein Geschriebenes in Euren Händen sein.
Die Hauptsache ist: ich hatte den liebenswürdigen Zusage-Brief Lou’s in den Brief an Dich eingelegt; es war so viel auch von Dir darin die Rede, in einer Weise, die Dir sehr viel Vergnügen machen mußte. Sie ist ganz und gar einverstanden und will 4 Wochen in Tautenburg bleiben. Es ärgert mich aus 100 Gründen, daß du diesen Brief nicht lesen kannst. Aber schreib ihr jetzt und laß das Brief-Malheur und den Brief unerwähnt. Inzwischen will ich Alles thun, ihn aufzutreiben. Die Post ist für mich hier das Unerträgliche. Ich habe täglich Noth damit gehabt und muß schließlich immer selber in Dornburg verhandeln. Teubner hat 6 Bogen bisher gedruckt; wie ich aber die Correcturen mit Köselitz über Tautenburg zu Stande bringe, begreife ich noch nicht. Und dabei kann immer noch etwas verloren gehen! —
Im Übrigen bin ich sehr guter Dinge (obwohl nicht gerade guter Gesundheit — es ist zu viel Gewitter in der Luft, Tag für Tag!)
Mit diesem Post-Malheur bin ich äußerst unzufrieden, meine Absicht war, Dich so schnell wie möglich aus der Spannung zu erlösen — und das Gegentheil ist passirt! — —
Bitte, um des Himmels Willen: Stahlfedern! Die Naumburger also: B. John Mitchells classical 689! Später mag mir Dr. Romundt die mir allein nützliche Humboldfeder B (Roeders) schaffen.
Alle sonstigen Bedürfnisse zb. Caffé Salz kann ich bequem mir selber besorgen, auch Liebigs Extrakt.
In herzlicher Liebe Dein und Euer
F N.