1874, Briefe 339–411
395. An Richard Wagner in Bayreuth (Entwurf)
<Basel, um den 10. Oktober 1874>
Der Sommer ist nun ganz und gar dahin, meine Herbstfreiheit auch; aus der Zusammenkunft meiner Freunde, wie ich sie gerade für diese Zeit vorgeschlagen hatte, ist nichts oder etwas anderes geworden, — Gersdorff wird von Tag zu Tag erwartet, kommt aber bereits in meine Schulnothzeit hinein, Rohde traf es noch unglücklicher, als er sich 2 Wochen bei uns niederließ: denn wir alle waren gerade in ziemlich unerträglicher Weise mit Arbeiten beschwert und konnten dem Freunde wenig sein. Krug ist mit seiner Gattin hier durchgekommen, Deussen auch, der junge Baumgartner hat mich verlassen, um in Bonn für ein Jahr lang Soldatendienste und zwar als Husar zu thun. Wir drei Freunde in der Baumannshöhle gehn viel mit einander spazieren, doch nicht ohne das Gefühl des Lächerlichen, das an einer isolirten Dreiheit haftet; und wie wir gegen Abend unsre drei langen Schatten neben uns herschreiten sehen, so lachen wir uns gewöhnlich todt; denn wir können nicht umhin, der drei gerechten Kammmacher zu gedenken. —
Die nächsten Tage, denke ich, überbringen Ihnen meine Nr. 3 welche ich Ihrer theilnehmenden Gewogenheit recht herzlich anempfehlen möchte. Die sonstigen Leser werden meinen, ich rede in derselben vom Mann im Monde. Zuletzt kommt es mir ja allein auf 6—7 Leser an. Das geht nun seinen Lauf und ich wüßte wenig noch dazu zu sagen. Inzwischen haben sich die Gedanken der vierten Nummer schon einigermaßen spüren lassen, aber die schwere Verpflichtung dieses Winters, griech. Litterat.geschichte zu lesen, macht es mir unwahrscheinlich, daß ich bald wieder Hand anlegen kann.