1874, Briefe 339–411
340. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Basel, 14. Januar 1874>Mittwoch
Meine liebe Mutter und Schwester, ich danke Euch sehr für Eure theilnehmenden Briefe und bitte nur darum, dass Ihr Euch ja nicht sorgen mögt. Es geht mir ganz gut, freilich habe ich meine Diät etwas verändert, insofern ich nicht mehr in den Kopf gehe, sondern um ½12 Uhr ein Frühstück nehme (Suppe und zwei Schinkenbrödchen) Meistens reicht mir das bis Abend aus, da ich ausserdem das Vegetarianer Brod im Zimmer habe. Mitunter aber esse ich Nachmittag noch etwas von Fleisch. Bis jetzt ist es mir gut bekommen und ich bin recht zufrieden.
Zwei Bogen meiner neuen Schrift sind corrigirt. Ich ruhe mich im Ganzen aus und gehe jeden Tag spazieren. Die Briefmappe hängt schön und gerade an der Wand. Mit Romundt’s Professur giebt es noch keine Entscheidung. Der alte Vischer ist immer noch nicht besser dran, Fürstenberger ist in Nizza und will dann zur Erholung nach Kairo, Frau Vischer-Heusler hat den Typhus (Nervenfieber) Doch ist es nicht besorgnisserregend. Frau Rosalie Vischer habe ich neulich im neuen Hause besucht. Samstag Mittag war ich bei Frl. Kestner, Sonntag Mittag bei Bachofens, nächsten Freitag Abend werde ich bei Burckhardt-Heuslers sein. — Der Herr Lauterburg bleibt soviel wir wissen, im Sommer hier. Kurz wir müssen uns noch etwas Neues ausdenken, Frau Baumann hat auch schon einige Anfragen in der Nähe gemacht.
Herzlich grüssend und dankend Euer Fritz
Bitte liebe Lisbeth, erledige doch die Sache mit Onkel Hermann möglichst schnell zu seinen Gunsten; ich komme mir in dieser Angelegenheit sonst ruppig vor. Bitte!!
Wir sind doch etwas wegen Frau Vischer besorgt; Burckhardt-Heuslers lassen eben, aus Beunruhigung, für nächsten Freitag Abend absagen.
Frau Baumann bekommt im Sommer auf 6 Wochen den Besuch ihrer Schwester aus St. Gallen.
Ein hübsches Anerbieten: zwei Häuser von mir entfernt wohnt Frau André, eine rechte Frau, Deutsche. Sie will mir ihr gutes Zimmer abgeben, für Dich: freilich fehlt ein eignes Schlafzimmer; sie bietet Dir an, ob Du mit in ihrem Schlafzimmer schlafen wolltest. Frau Baumann hat die Sache vermittelt. Von wann an soll ich miethen? Gefällige Antwort und bald.
Also zwei Häuser weit. Parterre. Sonst wohnt noch bei Frau André Dr. Binder mit einer netten deutschen Frau, Arzt im Kinderspital.