1874, Briefe 339–411
345. An Carl von Gersdorff in Ostrichen
Basel 11 Febr. 1874
Lieber guter Freund, nur ein kleines Briefchen, um Dir zu melden, dass ich die Kiste (die seit einer Woche in meiner Stube steht) doch noch nicht fortschicken will, ich habe nämlich Aussicht, in spätestens 2 Wochen die Exemplare der zweiten Unzeitgemässheit; hineinzulegen, da will ich doch warten und setze voraus, dass es Dir ziemlich gleichgültig sein muss, ob die Sachen ein paar Wochen früher oder später kommen. Die letzten Correkturbogen sind vorgestern angekommen. Es ist alles schön von Statten gegangen; in summa sind es 7 Druckbogen (111 Seiten)
Ich habe mich seit Weihnachten aller litterarischen Thätigkeit enthalten und bin im Ganzen zufrieden. Dafür ist vielerlei im Kopfe durchgedacht worden, neuerdings viel Staatlich-Politisches: vorher „Richard Wagner in Bayreuth“, wiederum vorher „Cicero und der romanische Begriff der Cultur“; Alles dies wird zu seiner Zeit wieder lebendig werden. Karl Hillebrand hat mich eingeladen, an einer „italiänischen Revue“ theilzunehmen, deren Redacteur er sein wird; das Werk erscheint buchweise, die besten, auch Dir bekannten italiänischen Namen sind dabei, von Deutschen sind allein eingeladen Jakob Burckhardt, Gregorovius, Hermann Grimm, Paul Heyse; ich habe natürlich abgesagt, ebenso Burckhardt.
Weisst Du schon dass Heinze der Nachfolger von Eucken geworden ist? Er hat schon neulich hier einen Besuch gemacht.
Gestern hat man in Ludwigsburg David Strauss begraben. Ich hoffe sehr dass ich ihm die letzte Lebenszeit nicht erschwert habe und dass er ohne etwas von mir zu wissen gestorben ist. — Es greift mich etwas an. —
Für die Militaria Dir und Mende schönsten Dank. „Wird besorgt“ wie Tausig sagte. Baumgartner sitzt mir gegenüber und hat eben zwei Briefe geschrieben, die ich ihm diktirt habe, an die arme Meysenbug und an Hillebrand.
Also „vorwärts allezeit mit strengem Fechten.“
Voll guter Hoffnung
Dein
F.