1875, Briefe 412–495
465. An Erwin Rohde in Kiel
Basel den 12 Juli 1875.
Liebster Freund, mir geht es ein wenig besser, und Freitag beginnen unsre Ferien, da athmet man auf. Ich reise in ein kleines Schwarzwaldbad für Magenkranke
Steinabad bei Bonndorf.
Hörte ich nur etwas von Deiner Linderung, Erleichterung oder Genesung oder von irgend welchen glücklichen Aspecten. Komme ja nach Bayreuth, ich will mich bemühen bis zum August bayreuthfähig zu werden, was ich bis jetzt nicht bin. Hätte ich Dich nur hier. Mir liegt viel daran, Dich einmal wieder ganz allein und ganz vertraulich in der Nähe zu haben, dass wir uns wieder ganz an einander gewöhnen und die langen Zwischenräume der einzel-Erlebnisse wieder über- und zusammenleben. Wünschest Du das nicht auch? Es geht so viel einem durch den Kopf und wird Plan und Ziel und Lebensführung, ferne Freunde haben so viel an einander nach zu lernen. Hast Du neulich einen Topf aus Bozen bekommen? Er kommt von mir, als Scherz. Lieber Himmel, wüsste ich Dir was Besseres zu geben als Früchte in Senf! Es ist eigentlich absurd, Du hast mir’s doch verziehen?
Lebe wohl, mein herzlich ge-
liebter Freund!