1875, Briefe 412–495
423. An Marie Baumgartner in Lörrach
Basel 6 Febr. 1875.
Aber, verehrteste Frau, dazu sage ich kein Wort.
Dagegen schicke ich Ihnen den Brief von Fräulein von Meysenbug, den ich Ihnen neulich versprochen habe. Ich bin sehr glücklich darüber, wenn Sie meine Freunde lieben können; und die ausgezeichnete und durch ein schweres Leben bewährte Meysenbug verdient Liebe, wenn sich überhaupt Liebe verdienen lässt — woran ich wenigstens zweifle.
Nächsten Samstag beginnt unser Fastnachten; ich bin beinahe genöthigt, an diesem Tage zu verreisen, da ich einer Festivität um keinen Preis beiwohnen möchte, zu der ich für Samstag Abend eingeladen bin. Deshalb möchte ich nach Luzern und frage deshalb bei Ihnen an, ob ich vielleicht ausnahmsweise einmal Freitag Nachmittag kommen kann. Ich habe zwar eine Stunde am Pädagogium, doch will ich diese schon verlegen.
In einem Briefe an Frau Wagner, den ich gestern schrieb, habe ich von der Übersetzung erzählt und auch, von Ferne, unsern Wunsch merken lassen. Heute siedelt meine Schwester nach Bayreuth über. An diesem Abende will ich noch nach Rom schreiben, um die Angelegenheit in Betreff des Pariser Verlegers ein Schrittchen vorwärts zu bringen. Inzwischen ist mir eine sehr gute Pariser Verlagshandlung bekannt geworden, die deutsche Werke ins Französische übersetzt publizirt (zB. eine Schrift Hubers über die Jesuiten): der Name ist: Sandoz und Fischbacher.
Wenn Sie einverstanden sind, verehrteste Frau, dass ich Freitag komme, so schreiben Sie nicht, ich bitte Sie. — Meine Woche war sehr arbeitsam und ermüdend. Ich wünsche Ihnen einen hellen offnen Himmel, heute hing er voll Schneegewölk; es ist schwer dabei heiter und muthig zu bleiben.
Ihrem Sohne und meinem Freunde Adolf soll ebenfalls heute Abend noch geschrieben werden. Ich freue mich darauf.
Ihnen dankbar ergeben
Dr Friedrich Nietzsche.