1876, Briefe 496–584
546. An Elisabeth Nietzsche in Basel
<Bayreuth, 1. August 1876>
Meine liebe Schwester,
es geht nicht mit mir, das sehe ich ein! Fortwährender Kopfschmerz, obwohl noch nicht von der schlimmsten Art, und Mattigkeit. Gestern habe ich die Walküre nur in einem dunkeln Raume mit anhören können; alles Sehen unmöglich! Ich sehne mich weg, es ist zu unsinnig wenn ich bleibe. Mir graut vor jedem dieser langen Kunst-Abende; und doch bleibe ich nicht weg.
In dieser Noth schlage ich Dir vor: besprich Dich mit Baumgartners! Biete Mutter und Sohn 8 Billete zum zweiten Aufführung’s Cyclus, alles zu 100 Thaler, an (ich kann ja meine Billete zur dritten Serie für Baumgartn. auf die zweite umschreiben lassen.) In der Giesselschen Wohnung könnt Ihr zusammen wohnen; sie ist so, wie wir sie haben, die billigste Wohnung in Bayreuth! Du solltest die sonstigen Preise hören.
Du musst diesmal auch für mich mithören und -sehen!
Eine Verständigung mit Baumgartners über die Wohnung (resp. Zahlung eines Theils der Kosten) wird leicht sein.
Ich habe es ganz satt.
Auch zur ersten Vorstellung will ich nicht da sein. Sondern irgendwo, nur nicht hier, wo es mir nichts als Qual ist.
Vielleicht schreibst Du auch ein Paar Worte an Schmeitzner und bietest ihm für die erste Vorstellung meinen Platz an. Oder jemandem anders, wem du willst. Z. B. Frau Bachofen.
Verzeih mir alle Mühe, die Du wieder mit mir hast! Ich will fort in’s Fichtelgebirge oder sonst wohin
Dein Fritz.
Telegraphire nur über Deine Ankunft an Frl. v Meysenbug
Natürlich hast Du Eintritt zur Generalprobe, das ist abgemacht.