1876, Briefe 496–584
538. An Cosima Wagner in Bayreuth
Basel, Anfang Juli 1876
Hochverehrte Frau!
Sie wissen es sicherlich, mit welcher Gesinnung alle Bayreuther Freunde an Sie denken. Wer von uns muß nicht wünschen, Ihnen in diesem Sommer auf irgend welche Weise seine allergrößte Dankbarkeit zu erkennen zu geben! Nehmen Sie deshalb gütig von meiner Seite den Versuch auf, den ich heute wage, Ihnen eine Freude zu machen: dadurch daß ich Ihnen eins der zwei Festexemplare meiner neuesten Schrift übersende. Sie werden aus ihr ersehen, daß ich es nicht aushielt, mich so einsam, aus der Ferne, auf das Große Ungeheure dieses Sommers vorzubereiten, daß ich meine Freude mittheilen mußte. — Wenn ich nur hoffen dürfte, hier und da einen Klang Ihrer Freude errathen und mit ausgedrückt zu haben! — Ich wüßte nichts Schöneres mir zu wünschen.
Treu und tief ergeben
der Ihrige
Friedrich Nietzsche