1876, Briefe 496–584
534. An Erwin Rohde in Jena
<Basel, 7. Juli 1876>
Geliebter Freund, ich beantworte Deinen mich herzlich erfreuenden und bewegenden Brief mit einigen Zeilen praktischer Angelegenheiten: denn es geht mir wieder, seit 3—4 Wochen miserabel, und ich muss sehen, mich bis und vor allem durch Bayreuth durchzuschlagen. — Von October an gehe ich nach Italien, man gab mir, anständigst und achtungsvoll, einen Urlaub auf Ein Jahr. —
Nach Wagner’s Erklärung im musik. Wochenblatt ist der Zutritt zu den Proben Niemandem vergönnt. Die Zeitungen bringen dazu die Erklärung, dass der König von Baiern sich die Generalprobe vorbehalten habe, als einziger Gast derselben. — Ich komme den 10 August nach Bayreuth und muss die letzten Tage desselben Monats wieder nach Basel, des Pädagogiums wegen. — Es ist nur nöthig, seinen Patronatsschein zur Auswechslung gegen 12 Karten an Banquier Feustel zu schicken: aber sofort nöthig! — Für Köselitz ist gesorgt. — Auch mein trefflicher Schüler Brenner kommt hin. —
In einer Woche wirst Du meine Schrift bekommen. Sie sollte Euch guten Freunde überraschen: aber die voreiligen Buchhändler verderben einem jede kleine Freude.
Zur Schrift selber kein Wort, höchstens ein Aufathmen. — Es ging in diesem Jahre Deinem Freunde gar zu elend. Mein Glück ist gross, dass ich doch den Himmel einigemale blau gesehn habe.
Bleiben wir nur tapfer.
Immer der Deine
F N.
Meine Schwester und Overbeck
grüssen herzlich.