1876, Briefe 496–584
507. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Basel
<Veytaux, 8. März 1876>Mittwoch früh
Meine liebe Mutter und Schwester
nur einen ganz kurzen Bericht. Die Gesundheit hat so ziemlich Stand gehalten, zu meinem Erstaunen. Wetter gestern sehr ungleich, aber mit himmlischen Beleuchtungen. Heute ganz finster. Sehr kalt! Wir sind die alleinigen Bewohner der Printannière, haben Chillon in der Nähe, als Seiten-Vordergrund aller Aussichten. Wir strecken die Beine nach dem Kamine. Es ist gut hier, der Wirth ein Badenser.
Pensionspreis 5 frs., alles einbegriffen.
Ich schlief ordentlich, doch wachte ich mit Kopfschmerzen auf. Wollen sehen, wie’s heute geht. Die Luft ist kräftig, auf der ganzen Reise fühlte ich ihre erneuende Kraft.
Denkt nur ohne Sorge an mich, ich glaube, es wird besser werden. Als ich gestern das Vertrauen dazu recht emphatisch aussprach, blitzte es und ich nahm es als bejahendes Zeichen.
In herzlicher Liebe der Eurige.
Es ist aber Winter, es hilft nichts, vorhin schneite es mich an. Lass Dirs nur noch etwas in der warmen Stube gefallen, meine gute Mutter.