1861, Briefe 202–291
283. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 21. Oktober 1861>
Liebe Mutter.
Es war sehr angenehm, daß wir uns gestern noch etwas sahen. Denn vorigen Freitag haben wir uns nur sehr wenig gesprochen. Also sende mir die Brille, die Stiefeln, die zwei Thaler von der Tante hebe mir auf, aber ganz zu meiner Verfügung, wie sie mir geschenkt worden sind. Weihnachten werde ich sie mir spätestens geben lassen, da ich mir bis dahin noch ein Werk anschaffen will. Den dritten Thaler von der Großmamma hebe mir nur auch auf, wenn du ihn mir nicht senden willst. —
Ich habe am 18 October mich mehr als je gesehnt, einen gemüthlichen Nachmittag in eurem Kreise zuzubringen und ich fühlte mich sehr ungemüthlich in Pforta. Das Schauturnen furchtbar langweilig, auf dem Berge Feuerwerk und Feuer etwas weniger, dann aber wieder der ganze Abend! Das ist schrecklich. — Dein Geschenk liebe Mamma erfreut mich ungemein; es wird euch wohl auch gefallen wenn ichs euch vorspiele. Der Kuchen und die Weintrauben — alles sehr delicat. Hast du mir vielleicht den Don Juan mitgebracht? Ich habe es vergessen, neulich darnach zu fragen. Ich bin übrigens durch die hübschen Photographien darauf gekommen, mir Weihnachten wieder welche zu wünschen; es sind viele von großen Männern der Neuzeit erschienen. — Nun lebt recht wohl, schreibt mir bald einmal. Wie geht es heute der Tante? (Montag morgen)
Dein Fritz
Bitte sendet den Brief und alles Mitgesandte an Wilhelm.
Verliert den Brief ja nicht, er ist wichtig.