1861, Briefe 202–291
259. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 25. August 1861>
Liebe Mutter.
Daß ich heut nicht kommen konnte, hat seinen Grund in einer allgemeinen Coetusdispensation, deren Ursachen im Briefe zu beschreiben langweilig ist. Genug und leider, ich konnte nicht kommen! Wie gern ich euch und den lieben Onkel gesehn hätte, könnt ihr euch vorstellen. Nächsten Donnerstag soll Bergtag sein, wenn gutes Wetter ist. Ihr kommt doch sicherlich heraus.
Frau Prof. Buddensieg läßt dich inständig bitten, sie in den nächsten Tagen zu besuchen. Thue es ja recht bald; die arme Frau weinte sehr, indem sie mir’s sagte.
Donnerstag um 6 Uhr waren wir in Kosen, die Beerdigung war sehr schön und feierlich, aber ordentlich beruhigend und lindernd für den Schmerz am Morgen. Außer Pastor Barthold sprach der Pastor Schmieder, ein Greis, ein ehemaliger Zögling des Teichmann, und Tutor von Prof. Buddensieg.
Denselben Abend war das Ecce für Prof. Buddensieg, das der Hr. Rektor hielt, Sonnabend Abend für Teichmann, gehalten von Prof. Keil. —
Es folgt der Brief an Wenzel, addressirt ihn und sendet ihn fort. —
Meine Hosen folgen; ich werde sie doch wohl bis Donnerstag bekommen. —
Wie geht’s Wilhelm und Gustav? Sie haben mir noch gar nicht geschrieben. —
Wie steht’s denn mit eurem Verreisen? Wird denn noch etwas daraus? Es scheint mir gar nicht so. —
Schreibt und schickt mir doch jetzt häufiger! Ich bekomme fast gar nichts mehr von euch und ich freue mich über jeden Brief so. Will der Onkel nicht ein bissel heraus kommen? So etwa Dienstag Nachmittag von 5—7, da hab ich freie Zeit.
Sonst immer viel zu thun; in drei Wochen ist Examen; in 5 circa bin ich Obersecundaner. Schöne Grüße an Lisbeth und den Onkel!
Dein Fritz.
Es folgen 2 Handtücher, w<eiße> Hosen, Brief.