1861, Briefe 202–291
210. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta 2. Februar 1861>
Liebe Mamma!
Einige Worte, liebe Mamma, muß ich dir doch heut schreiben; entschuldige aber im Voraus, wenn mein Brief sehr kurz und meine Schrift schlecht ist.
Zuerst also meine innigsten Wünsche zu Deinem lieben Geburtstag. Möge der liebe Gott im ganzen Jahre mit dir sein und dich mit Segnungen überschütten. Möge er dir stete Gesundheit verleihn, daß du das neue Jahr im vollen Wohlbefinden verleben mögest. Wir aber wollen uns immer auch in dem neuen Jahre bemühn, uns in Wort und That dankbar zu bezeigen und dir deine große Liebe gegen uns zu lohnen. —
Daß ich heute nicht in Naumburg sein kann, thut mir herzlich leid, aber ich liege noch immer im Bette und soll noch nicht aufstehn. Es geht aber viel besser; die Kopfschmerzen haben sehr nachgelassen; auch der Appetit ist besser, kurz, es ist doch sicher auf dem Weg der Besserung. die Bratäpfel haben mir ganz gut geschmeckt. Ich danke vielemal dafür; auch die Wäsche habe ich richtig bekommen. Hattest Du mir denn geschrieben? Ich habe den Brief nicht gefunden.
Grüße Lisbeth viele mal von mir und verlebt den Tag in rechter Freude! Grüßt den Onkel Theobald viele mal! Nun lebe recht, recht wohl!
Dein dich innig liebender
FWN.
Mein Geburtstagsgedicht und eine kleine Composition sind noch nicht ganz vollendet; das thut mir sehr leid. Ich werde aber alles später vollenden. —