1861, Briefe 202–291
209. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta> Mittwoch 30 Januar. 1861
Liebe Mamma!
Ich dachte doch nun, daß mein Unwohlsein vorüber sein würde; aber seit gestern ist es im verstärkten Grade wiedergekommen. Die Kopfschmerzen sind wieder so heftig, daß ich gar nichts arbeiten kann. Ebenso thut mir der Hals wieder weh; auch der Schmerz im Kehlkopf ist wieder da. Ich habe die Nächte vor Schmerz nicht schlafen können. Mir ist höchst traurig zu Muthe. Prof. Buddensieg, der jetzt die Inspektion hat, rieht mir, den Hr. Dr. zu befragen. Das that ich denn auch und der Dr. sagte ich sollte auf die Krankenstube kommen. Das ist mir nun freilich sehr unangenehm, da ich kaum erst herüber bin. Aber es hilft doch nichts. Am meisten thut es mir leid, daß ich zu Deinem Geburtstag nun gewiß nicht kommen kann. — Wenn ich nur wüßte, woher das ganze herrühre. Was mir lieb ist, ist daß ein Schnupfen eingetreten ist. Ich denke, da kann es nicht lange anhalten. Nun lebe recht wohl, schreib mir doch ja einmal. Grüße Lisbeth vielemal! Wenn es dir möglich ist und der Weg besser, so besuche mich doch einmal. Sende mir doch ja die Kiste mit recht viel Wäsche.
Lebe recht wohl!
Dein FWNietzsche