1880, Briefe 1–73
71. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Genua, 15. Dezember 1880>
Meine Lieben, was für hübsche Bilder gebt Ihr von Eurem Leben! Es thut mit ordentlich wohl, daß mein peinlicher Zustand nichts daran verdirbt; ich meine, daß ich diesen Winter nicht in Naumburg bin. Erzählt mir vom Wetter recht genau. Ich habe noch nicht daran gedacht einzuheizen (und leider! könnte es auch nicht, es giebt keinen Ofen) Die Luft, hell und mild, thut mir wohl. Aber trotzdem: täglich Kampf der Gesundheit, keine Diät will anschlagen, ewige Magenleiden, alle zwei Tage krank u.s.w. Seit Marienbad geht es so! In Venedig war es besser geworden. — „Schöne Gedanken“ habe ich nicht, es ist nicht meine Jahreszeit dafür. Was kosten 5 Stearinkerzen gewöhnl<icher> Länge bei Euch? Und ein Pfund Zucker? — Um Alles!! ich bitte nichts zu senden! Denkt aber gütigst etwas für Euch aus und gebt es Euch in meinem Namen (nehmt, ich bitte, 10 Thaler: so viel habe ich doch noch?)
Mit den allerherzlichsten Wünschen Euer dankbarer
F.