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1880, Briefe 1–73
57. An Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Stresa, 31. Oktober 1880>
Wenn ich nur, meine liebe, liebe Lisbeth, Dir was zu melden hätte, was Dir Freude machte, wie Dein Brief mir Freude machte! Ich denke so oft an Dich — „aber so ein Bruder ist zu nichts nütze in der Welt“ ist immer mein Schlußvers. —
Es geht melancholisch-geduldig weiter, böse Tage und bessere eingestreut. Immer ist es mir zu kalt, mir graut vor dem Winter mehr denn je. Gestern bei starkem Weststurm und reinem Himmel war der See wirklich südlich (wie der Gardasee im Februar) aber nicht in der Wärme. Danke herzlich für die kleine Verführung an die Riviera! Diese Woche sei der Koffer-Misère geweiht! (Ein Wort an Krugs, daß Gustav’s Wunsch nach der Partitur der Meistersinger unerfüllbar ist) In vieler Liebe
Euer F.