1880, Briefe 1–73
13a. An Otto Busse in Charlottenburg (Entwurf von Köselitz’ Hand)
Riva, Ende Februar 1880
An Busse in Charlottenburg
Geehrter Herr!
Durch das Zusammentreffen mit einem meiner ehemaligen Universitätszuhörer wird es mir möglich, Ihnen wenigstens durch einige dictirte Worte den Empfang ihrer werthen Zusendung zu bestätigen.
Leider verbietet mir der Zustand meiner Augen und meines ganzen Befindens Ihr Hauptschreiben jetzt zu lesen; und ich glaube in Ihrem Sinne zu handeln, wenn ich es mir sowohl in Rücksicht auf Sie als auch auf mich, nicht vorlesen lasse.
Verstehe ich einige Wendungen aus Ihrem späteren, im Ganzen mir räthselhaften Begleitschreiben recht, so sprechen Sie als Versöhnter, nachdem Sie sich durch mich verletzt gefühlt hatten, wahrscheinlich weil Sie über meine schriftstellerischen Absichten sich eine irrige Meinung bildeten.
Ich bitte Sie hingegen überzeugt zu sein, dass es mir bei meinen Drucksachen ausschließlich um philosphisch ganz sachliche Belehrung zu thun ist, nicht aber, wie Sie zu meinem Bedauern annehmen, um ein grausames Spiel mit den Personen meiner Freunde: dass mir also bei der Conception meiner Schriften Nichts ferner lag, als der Gedanke an Ihre Person, oder an Zusendungen von Ihnen oder von meinen Näherstehenden Freunden.
Da ich nun weiss, wie ernst Sie der Billigkeit und Wahrheit die Ehre zu geben gelobten, so hoffe ich auch, durch diese Erklärung zu Ihrer Beruhigung und zur Verhütung fernerer Missverständnisse beizutragen, und spreche noch aus, dass es mich stets erfreuen wird, Sie zu meinen Lesern rechnen zu dürfen, — vor Allem, wenn ich darüber gewiss sein kann, dass Sie als solcher von Rechtswegen, sowohl Ihre als auch meine Person ausser Betracht lassen, dass Sie also bei Ihren Vermutungen über die Anlässe zu meinen Aufzeichnungen nicht in der Weise das Richtige verfehlen, wie ich aus jenem Begleitschreiben entnehmen muss.
Mit ergebenem Gruss