1880, Briefe 1–73
27. An Franziska Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Venedig, 3. Mai 1880>
Meine liebe Mutter, der Koffer ist doch noch gekommen, fast wäre er als unbestellbar zurückgegangen, die Hausnummer war falsch, die Post hat 8 Tage nach Hrn. Kös<elitz> gesucht. Er kostete mich 10 frs. und einen Tag Herumlaufens und Herumstehens. Ich danke für alles, was darin ist! Die Hemden sind etwas zu prachtvoll für mein Auftreten, aber wozu weiße Handtücher? Darf ich sie verkaufen? Ich muß sehr Platz sparen. Die Rundtheilchen sind das erste Zuckergebäck, das ich hier esse. Maizena gebrauche ich zur Abendsuppe. Die Filtrirmaschine war auch unnöthig. Meine Wohnung bewährt sich fort und fort, bei dem abscheulichsten Wetter. Ich schlafe besser als irgendwo. Meine Zimmerthür ist 9 Fuß. Eine 8 theilige grüne spanische Wand macht das ungeheure Zimmer wohnlicher. Immer Regen und Sturm.
In herzlicher Liebe
De<in> Sohn.