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1880, Briefe 1–73
20. An Franziska Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Venedig, 2. April 1880>
Meine Lieben, es ist der erste Regentag in V<enedig> und ich spüre ihn etwas — aber im Ganzen thut mir der Ort viel wohler als Riva. Die Lebensweise ist sehr gut eingerichtet, ich werde wohl den Sommer hier bleiben. Kös<elitz> liest mir vor, er kommt 1/4 nach 2 Uhr und Abends halb acht, jedesmal auf 1 bis 1 1/2 Stunde. Die hohen Räume und die Stille kommen meinem Schlafe zu Gute, auch habe ich die Meerluft aus erster Hand, noch nicht durch Venedig verdorben. — Mein Koffer trifft wohl nun bald ein? — Versteht diese Karte nicht falsch und erhebt kein Triumphgeschrei, im Einzelnen geht es von Tag zu Tage wie immer, aber ich spüre eine calmirende Wirkung.
Von Herzen Euer F.