1880, Briefe 1–73
50. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Marienbad, 21. August 1880>
Meine Lieben, allerbesten Dank für Eure Nachrichten. Aber das Lama! Wie es über die Welt triumphirt, unter berühmten Thieren wandelt! Schließlich ist ihr der Bruder, der „der Welt entsagt“ und immer noch im Walde herumläuft, ein zu geringes und unansehnliches Thierlein geworden! Trotz alledem! er wird Ende August oder am 1 Sept. oder 2 Sept. nach Naumburg kommen. — Bis heute hat es jeden Tag, seit meinem letzten Briefe an Euch, geregnet. — Ist das herrliche gute Buch „Menschen des 18. Jahrhunderts“ in Euren Händen? Das ist die Art von Menschen, von deren Existenz ich ohne Rührung gar nicht hören kann, ich vermisse sie und finde an der Gegenwart nichts zum Ersatz. — Mein Befinden, in Folge der wunderbarsten Klugheit meiner Lebensweise, hat sich wieder etwas verbessert.
In herzlicher Liebe
Euer F.
Eben habe ich im Walde ein neugebornes Reh gefunden.
Falls Berbig mein Maaß hat, soll er mir sofort ein Paar Stiefeln machen.