1880, Briefe 1–73
47. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg (Postkarte)
<Marienbad, 12. August 1880>
Immer noch bin ich, meine Lieben, in Marienbad, das Wetter ist Tag für Tag und Wochenlang abscheulich, ewiger Regen und grauer Himmel. Mein Befinden hat sich langsam dabei verschlimmert, es gab wieder heftige Anfälle mit Erbrechen usw. — Doch will ich ja diese Misère nicht mehr schreiben. Wie lange entbehre ich schon das, was mir so merklich wohl thut, reine Luft und Sonne! Ich werde wohl nun bis zu Ende des Monates hier bleiben, ich bin zu mißtrauisch gegen Ortswechsel und finde so selten etwas für mich Geeignetes. Hier habe ich doch den Wald und die guten Wege darin, die ich oft unter Regen gehe. Anfang September komme ich zu Euch und denke da ein stilles wohlthuendes Herbstleben zu finden. Mitte Oktober aber führt es mich wieder südwärts, es hilft nichts — bis jetzt vertrage ich Deutschland noch nicht. Ich denke in vieler Liebe an Euch.
F N.