1879, Briefe 790–922
874. An Elisabeth Nietzsche in St. Aubin (Postkarte)
<St. Moritz, 19. August 1879>
Der gute O<verbeck>, durch meine Berichte beunruhigt kommt doch! heute (Dienstag.) Es ist mir immerfort schlecht ergangen. Eben in diesen Tagen habe ich die Trinkkur und Badekur begonnen, ich vertrage das Wasser sehr schwer und darf nur die Hälfte des gewöhnl<ichen> Quantums trinken. Dafür muß ich länger trinken, mindestens 4 Wochen. Mit Thusis meine liebe Schwester geht es nicht, ich habe neulich wieder gesehen, daß Reisen für mich ein wahres Unglück ist: geht es nach dem Süden für den Winter, so habe ich nur noch 3 oder 4 Stunden bis an den Comersee und bin dann sehr schnell in Mailand. Geht es nach dem Norden, so besuche ich Dich jedenfalls, in Tamins oder Chur. Vor dem 20t. September reise ich keinesfalls hier ab, womöglich bleibe ich bis zum Oktober. — Ich danke Dir für Deine guten Worte und Gedanken! Die Schreibmaschine wäre mir für den Fall, daß ich nach Naumb<urg> gienge erwünscht: sonst noch nicht! Köselitz und Venedig behalten doch wohl das Übergewicht.
In herzlicher Liebe Dein Bruder