1879, Briefe 790–922
857. An Franz Overbeck in Basel (Postkarte)
<Wiesen, 15. Juni 1879>
Der Zustand, lieber Freund, hat sich eher verschlimmert. Wie viel war ich zu Bett! usw. Freitag will ich nun nach dem Engadin: ich führe das Programm durch, freudlos und hoffnungsarm. Bitte, sende jetzt den Koffer ab, damit ich ihn vorfinde: „Campfér, Oberengadin, poste restante“
Der liebe K<öselitz> hat 2 eigenhändige Bildchen vom Lido geschickt, er verweist auf einen Brief an Dich, um sich nicht zu wiederholen. — Hr. Dr. Kretzer hat sich nun auch losgesagt, ziemlich gewunden, wie sich denken ließ. — Hr. Schmeitzner berichtet über einen abscheulichen Mißerfolg meines Hauptbuchs (M<enschliches> Allz<umenschliches>), nach der Ostermessen-Abrechnung. Es sind, statt 1000 Ex, wie er erwartet, nur 120 Ex. verkauft. (Er wird wohl daran zu Grunde gehen!) — Fr<eund> Rée, bei sehr schwacher und bedenkl<icher> Gesundheit, sendet doch den Capital-Entwurf seiner Historie des Gewissens.
Ihr habt meiner Schwester so hülfreich und gut beigestanden: sie schrieb jedesmal, daß erst bei Euch und durch Euch ihr Muth und Heiterkeit wiederkäme.
In herzlicher Liebe und Dankbarkeit F. N.
Bitte, bitte, bitte, nehmt den Notenständer aus meiner Hand an, ich bin so glücklich, wenn er Euch nicht mißfällt!