1879, Briefe 790–922
866. An Elisabeth Nietzsche in St. Aubin (Postkarte)
<St. Moritz, 12. Juli 1879>Samstag.
Von meinen Winter-Projekten erfährt Niemand etwas, außer Dir. Am liebsten wäre mir Neapel’s Umgebung (sehr viel sonnige Tage, eine Hauptsache! und viel Spaziergänge: letztere fehlen in Venedig, und allein sein bringt mich mehr vorwärts als der Verkehr mit Kös<elitz> oder Rée, das sehe ich jetzt ein — nur muß ich sehr viel Gelegenheit zu abwechselnd<en> Spaziergängen haben, wie hier) aber gegen N<eapel> spricht W<agner>’s Anwesenheit. Unterrichte mich doch über Rimini, das J. Burckhardt mir empfohlen hat. Dann über Mentone (Spaziergänge; wie weit Monaco zu Fuß?) Die Orte müssen etwas zugerichtet sein für Kranke; billig zu leben lerne ich, da ich immer privatim lebe. Die Reise nach Neap<el> ist billiger von hier als bis Naumburg (Schiff v<on> Genua) Auch die ionischen Inseln tauchen auf. Es ist ein Jammer, daß es hier so langen und harten Winter giebt. (Es war sehr winterlich hier, doch nicht anders als in Sorrent, mit dessen Clima und Luft ich hier Ähnlichkeit finde.) Diese herrlichen Wälder! Ich bin 7—8 Stunden täglich im Freien. — Was kostet eine Kiste mit 3 Kilo Brown College? Und ebenso mit Diet? Es war sehr gut. Die Wurst mit Appetit verspeist. Am Ende schickst Du mir das Italien-buch? Mit dem herzlichsten Danke für Brief und Wünsche
Dein treuer F.
Gl <eiche> Adresse.