1871, Briefe 118–182a
167. An Ernst Wilhelm Fritzsch in Leipzig
Basel 18 Nov. 71.
Geehrtester Herr,
Sie hatten mich wirklich durch Ihr Schweigen in den Zustand des Erstaunens versetzt; ich wußte nicht, was ich denken sollte und was ich zu thun hätte und sah deshalb mit lebhafter Theilnahme dem Tag entgegen, wo sich aufklären würde, was mir unverständlich war. Um so mehr freute ich mich über den heute bei mir angelangten Brief, der alle meine Beunruhigungen zerstreut und mich nur an eins mahnt, an die größte Eile. Ich sende deshalb heute noch, was ich druckfertig von meiner Schrift besitze und verspreche den fehlenden Rest und die Vorrede baldigst nachzuliefern. Inzwischen müssen wir alles daran setzen, um bis Weihnachten fertig zu sein. Wenn sich nur einigermaßen erfüllt, was ich mit meinen Freunden von dieser Schrift hoffe, so sollen auch Sie ihre Freude und Ihren Dank daran haben, ihr zur Öffentlichkeit verholfen zu haben.
In allen sonstigen Beziehungen werden wir uns, wie ich denke, mit Hülfe Rich. Wagner’s ebenso leicht als zur beiderseitigen Zufriedenheit verständigen.
Inzwischen hoffe ich auf die baldige Zusendung von Correkturbogen: wir waren übereingekommen, daß ich selbst die letzte Revision übernehme.
Nun habe ich nur zu wünschen, daß unsere Namen sich unter einem guten Sterne zusammengefunden haben: und wenn die Namen sich reimen, sollten es die Menschen doch auch können.
Ihr ergebener
Dr Fr. Nietzsche