1871, Briefe 118–182a
125. An Erwin Rohde in Kiel
Basel Mittwoch. <8. Februar 1871>
Mein lieber Freund,
Große, noch nie dagewesene Transaktion, Transfiguration, Transsubstantiation!!
Wir haben vielleicht Aussicht, nächstes Semester zusammen zu verleben. Du als mein Nachfolger und ich — als Universitätsphilosoph!!
Teichmüller verläßt jetzt Basel, um nach Dorpat zu gehen, und ich habe mich gemeldet und um seinen Lehrstuhl beworben: mit der bestimmten Erklärung, daß Du als mein Nachfolger nach Basel in meine jetzige Stellung berufen wirst.
Sehen wir zu, wie die Götter unser Schifflein führen! Mir soll man nachsagen, daß ich zum Besten der Freundschaft die schlausten Einfälle gehabt habe. Wie habe ich gesonnen, uns zu vereinigen! Eine Möglichkeit winkt!
Dann müßtest Du schon Mitte April hier eintreffen.
Mehr schreibe ich nicht. Hoffen wir das Beste, aber schweigen wir!
Meine Gesundheit ist so schlecht, daß die Ärzte mich nach dem Süden schicken und ich übermorgen nach Lugano abreise. Magen- und Darm-entzündung! Scheußliche Schlaflosigkeit! Bis Ostern bleibe ich fort und kehre als Philosoph wieder, wenn mein Plan gelingt. Von mir also bekommst Du über die Baseler Dinge nichts mehr zu hören. Wenn aber erst Vischer schreibt, dann tritt die Sache in ein günstiges Stadium. Geduld und Hoffnung! Und Schweigen!
Dieser Brief ist gegen jedermann zu cachieren, auch gegen Vischer.
Freude, schöner Götterfunken!
Amicus.
Briefe nach Basel zu address<ieren.> — Ich schreibe eiligst.