1873, Briefe 287–338a
326. An Gustav Krug in Bonn (Rückseite einer Photographie)
Basel am 14 Nov. 1873.
Mein lieber Freund, nimm auch heute wieder fürlieb, wenn ich sehr kurz bin, nämlich so kurz als diese Photographie ist; die Dich nur erinnern soll, dass ich heute als an meinem Namenstage Deines Geburtstages von Übermorgen herzlich gedenke. Ich empfehle Dich der Hut des Gottes Amor, der neun Musen, der drei Grazien und allen anmuthigen Teufelchen des Alterthums und der neuen Zeit. Vor Allem aber, geliebter Freund, nimm zu und wachse in Gnade und Wohlgefallen bei Deiner Holländischen Herrin, Königin und Göttin: während wir Freunde schon zufrieden sein müssen, von den Brosamen zu leben, die von dem reichen Tische der Liebe abfallen. Aber die Freundschaft darf auch von sich sagen „sie blähet sich nicht“ — und so wollen wir, obschon überflügelt durch die Liebe, doch neidlos, unsern Freundeschor anstimmen:
„dass Frohgemüth
„Dich führe und leite,
Freunden zum Trost, Feinden jedoch
<zu ewigem Neide!“>
Friedrich der Unzeitgemässe