1860, Briefe 124–201
172. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 31. August 1860>
Liebe Mamma!
Heute muß ich doch wieder die Kiste zurück schicken und da darf doch ein Briefchen nicht fehlen Wie geht es Euch denn? Seid ihr vorigen Mittwoch glücklich nach Naumburg gekommen? Unsre Abiturienten sind alle durch, das Examen soll glänzend gewesen sein. Ich habe heute schon viel an den Onkel gedacht und wünsche ihm sehr viel Glück; denn mit so einem Examen ist es doch ein wichtig und gefährlich Ding. Nun, ich denke, es wird alles glücklich zu Ende gehn. Kommt der Onkel Sonntag mit nach Almrich? — Ich sende euch heute etwas Wäsche; das in graues Papier eingeschlagne besorge ja noch heute (Freitag) an Wilhelm; ich habe es ihm ganz fest versprochen. — Die Birnen von neulich haben mir ausgezeichnet geschmeckt und trefflich gemundet. Ich danke noch vielemal dafür. Ich bin fast darauf gekommen, statt mein Geld bei der Hitschken zu verthun, es lieber nach Naumburg zu schicken und dafür Birnen in der Kiste zu erhalten. — Grüße die liebe Lisbeth, Tante und Onkel vielemal von mir! Ist die Tante aus Plauen noch nicht angekommen? Für nächsten Sonntag fehlt mir wieder die Wäsche. Schickst du mir morgen, bitte, so sende mir ein Glas mit und schreib, wohin ich kommen soll.
Lebt recht wohl!
D<ein> FWNietzsche
Will Wilhelm nicht nächsten Sonntag mit nach Almrich kommen? Ich habe ihm etwas zu sagen.